Dienstag, 7. Mai 2013

Die Sache mit der Drosselung

Ich stehe der angekündigten Drosselung der DSL-Anschlüsse von der Telekom zwiegespalten gegenüber. Denn warum sollen nicht die, die mehr verbrauchen als andere, auch mehr bezahlen? An der Tankstelle zahlt schließlich jeder auch die Liter, die er tankt, und keinen Pauschalbetrag für einmal Volltanken. Doch das ist nur die eine Seite.

Was mich wiederum stört, möchte ich im Folgenden erläutern:
  1. Der Begriff einer Flatrate ist für einen Tarif, der gedrosselt wird, meines Erachtens nach – genauso wie bei mobilen Datennutzungstarifen – nicht angebracht. Klar, ich kann auch nach der Drosselung weiter surfen, aber eben unglaublich langsam. Und ob dann alle Dienste (z. B. Videostreaming) noch funktionieren, würde ich zumindest mal in Frage stellen. Beim Begriff „Flatrate“ sehe ich auch die einzige Möglichkeit für die Politik, einzuschreiben: Den Begriff könnte man definieren, um eine Drosselung bei einem als Flatrate bezeichneten Tarif zu untersagen. Alles andere, sorry liebe Politiker, ist Wahlkampfgeplänkel und in etwa so, als würde die Politik den Preis für ein T-Shirt festlegen. Die Telekom ist ein gewinnorientierter Betrieb und muss so wirtschaften, dass er seine Dienste rentabel anbieten kann.
  2. Das bestimmte Dienste nicht von der Drosselung betroffen sind oder die Unternehmen, wie jüngst angekündigt, für eine Befreiung von der Drosselung zahlen können, ist aus meiner Sicht ein klarer Eingriff in die Netzneutralität. Als nächstes können dann über eine Internetverbindung der Telekom nur noch die Seiten aufgerufen werden, die dafür an die Telekom zahlen? Das geht nicht. Wenn also drosseln, dann bitte alle Dienste und Seiten.
  3. IPTV als keinen klassischen Internetdienst zu bezeichnen, ist in allergrößter Quatsch! Worum geht es der Telekom denn? Meiner Meinung nach geht es doch genau darum, dass der Traffic immer mehr steigt. Und sorry, liebe Telekom, da ist es egal, wodurch dieser verursacht wird. Vor zehn Jahren hat auch niemand Videos über YouTube angeschaut, sondern allenfalls zu Hause über die am Fernseher angeschlossene Videokamera. Wenn IPTV kein klassischer Internetdienst ist, ist das YouTube auch nicht. Und ich könnte weitere Beispiele aufführen, wie jeder Cloud-Speicher – denn früher hatte man seine Dateien auf dem heimischen PC gespeichert. Daher gehört auch ein Dienst wie IPTV für mich mit gedrosselt.
Die angekündigte Maßnahme der Telekom zeigt, dass offenbar der Traffic so stark gestiegen ist, dass sich das Modell der Flatrate zumindest bei der Telekom in Summe nicht mehr rechnet bzw. nicht mehr rechnen wird. Das könnte bedeuten, dass die Preise für die Internetnutzung zu Zukunft für alle wieder steigen werden, nachdem sie in den letzten Jahren immer günstiger geworden sind.

Allerdings befürchte ich, dass das durchaus weitreichendere Konsequenzen haben wird als heute angenommen. Denn: Der Traffic, den jeder einzelne verursacht, wird in den nächsten Jahren weiter steigen, da immer mehr Cloud-Dienste entstehen und wir Fotos, Videos und vieles mehr mit anderen Teilen wollen. Gleichzeitig bewegen sich ganze Betriebssysteme Richtung Cloud-Betriebssystem, was weiteren Traffic verursachen dürfte. Ganz zu schweigen davon, dass für die meisten Verbraucher der Umstieg auf IPTV und VoIP noch bevorsteht.

Ich hoffe, dass die Bundesnetzagentur der Ausnahme von der Drosselung für bestimmte Dienste einen Riegel vorschiebt. Langfristig befürchte ich, dass die Kosten für die Internetnutzung für alle Kunden steigen werden.

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